Von Moderation zu Spielleiter – alles Wichtige über den Tamada auf russischen Hochzeiten
Hochzeitsbräuche können von Land zu Land und von Kultur zu Kultur stark variieren. So bestehen auch zwischen einer deutschen und einer russischen Hochzeit diverse Unterschiede.
Außerdem werden deutsche Hochzeitsfeiern meistens ohne ein besonderes Unterhaltungsprogramm organisiert. Sie finden häufig in nicht allzu großem Kreis in einem Restaurant statt; oft ist ein DJ vor Ort, der aber in der Regel nur auflegt, ohne viele Worte zu verlieren. Hochzeitsbräuche werden immer seltener zelebriert. Ganz anders sieht das bei einer russischen Hochzeit aus. Hier geht nichts ohne ein umfangreiches Programm mit künstlerischen Darbietungen, lustigen Spielen, mitreißender Live-Musik und traditionellen Tänzen. Und keine russische Hochzeit kommt ohne einen Moderator aus: einen sogenannten Tamada. Was es mit diesem auf sich hat und welche Aufgaben er übernimmt, erklärt dieser Artikel
Was ist ein Tamada?
Ein Tamada ist nach dem Brautpaar die womöglich wichtigste Person auf einer russischen Hochzeit. Er fungiert während der gesamten Feier als Moderator. Das heißt, er sorgt für einen reibungslosen Ablauf und ist für alle wichtigen Fragen der Ansprechpartner. Er koordiniert die verschiedenen Programmpunkte, moderiert die Spiele und sorgt dafür, dass Brautpaar und Gäste diesen Tag unbeschwert genießen können. Der Hochzeitsmoderator ist ein extrovertierter Mensch, hat Entertainer-Qualitäten und genießt es, auf der Bühne zu stehen und Gäste zu bespaßen. Kurz gesagt: Ohne einen guten Tamada ist eine russische Hochzeit eigentlich undenkbar.
Woher kommt der Brauch eines Tamadas?
Der Tamada gehörte ursprünglich zur georgischen Tischkultur; auch die Bezeichnung geht auf die georgische Sprache zurück. Dort war es bereits im 19. Jahrhundert Brauch, für ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis einen Tischführer zu benennen. Dieser war stets eine männliche Person mittleren oder höheren Alters, der die Tafel beaufsichtigte und gleichzeitig die Gäste unterhielt. Außerdem war er für organisatorische Fragen zuständig, wie die Begrüßung und Platzierung der Gäste sowie die Abfolge der Reden. Im Gegensatz zu den Festen im damaligen Georgien hat sich in der heutigen Zeit einiges geändert. Selbstverständlich kann eine Tamada auch weiblich sein. Ob Mann oder Frau – ein guter Hochzeitsmoderator wird diesen einmaligen Tag so persönlich wie möglich gestalten. Er beschäftigt sich bereits im Vorfeld mit dem Hochzeitspaar, erfragt persönliche Dinge, damit aus deren großen Tag ein unvergessliches und unverwechselbares Erlebnis wird. Auf russischen Hochzeiten wird Individualität großgeschrieben. Keine Wiederholungen von Abläufen, keine abgedroschenen Phrasen, dafür persönliche Worte und ein individuelles Programm – darin besteht die wichtigste Aufgabe eines modernen Tamadas.
Wie läuft eine russische Hochzeit ab?
Wer in Deutschland eine russische Hochzeit mit einem Tamada plant, sollte sich am folgenden Tagesablauf orientieren:
Vormittag
Bis etwa um 11 Uhr sind Brautpaar und Familie noch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Dinge wie Blumenschmuck und Friseurbesuche sollten bis dahin erledigt sein, damit die Zeremonie pünktlich beginnen kann. Zwischen 11 und 12 Uhr, also noch vor der Trauung, pflegen viele Familien noch immer gerne eine alte russische Tradition: den Brautkauf. Dies bedeutet, dass der Bräutigam vor dem Haus seiner künftigen Schwiegereltern erscheinen und dort einige Aufgaben absolvieren muss, um seine Braut von ihrer Familie „freizukaufen“.
Mittag bis früher Nachmittag
Die Trauungszeremonie findet bei russischen Hochzeiten ab 12 Uhr statt. Dies kann eine Trauung auf dem Standesamt oder in der Kirche sein. Auch sogenannte freie Trauungen werden immer beliebter. Nach der Zeremonie gibt es vor Ort einen Sektempfang mit allen Gästen. Dazu wird ein kleiner Imbiss gereicht.
Später Nachmittag bis früher Abend
Ab 16 Uhr finden sich alle Gäste am Ort der Feier ein und erwarten das frischgebackene Ehepaar. Oft werden die jungen Eheleute mit dem typisch russischen Hochzeitsbrot, dem Karawai, und Salz empfangen. Der Hochzeitsmoderator begleitet stimmungsvoll den Empfang des Brautpaars. Anschließend werden die Geschenke übergeben und die Sitzplätze eingenommen. Das Buffet eröffnet, und es folgen die ersten Reden und Beiträge von Tamada und den Gästen. Dieser Programmpunkt sollte bis etwa 18 Uhr abgeschlossen sein.
Abend und Nacht
Ab 18 Uhr beginnt das geführte Entertainment-Programm. Dabei gibt der Tamada alles und sorgt für beste Stimmung und lustige Momente. Nun sind Spiele und russische Hochzeitsbräuche angesagt. Dazu zählen unter anderem die Schleierabnahme und der Brautschuhklau. Etwa um 20 Uhr folgt mit dem Hochzeitstanz des Brautpaares ein weiterer Höhepunkt der Feier, denn ab diesem Zeitpunkt ist die Tanzfläche eröffnet. Ab nun ist ausgelassenes Feiern mit viel Tanzen, Essen und Wodka angesagt – so lange die Gäste können und wollen. Highlights der Nacht sind dann noch der Anschnitt der Hochzeitstorte um 22 Uhr und in vielen Fällen ein Feuerwerk um Mitternacht.
Wie finden Brautpaare den richtigen Hochzeitsmoderator?
Ein guter Tamada vereinbart zunächst ein Gespräch zum Kennenlernen. Dies erfolgt idealerweise persönlich, möglich ist aber auch ein Videogespräch. Wichtig ist, dass die Chemie zwischen Moderator und Brautpaar stimmt. Wenn beide Seiten auf Anhieb viele Gesprächsthemen finden und herzlich miteinander lachen können, ist dies auf jeden Fall ein gutes Zeichen.
Dann sollte der Tamada redegewandt sein und über eine gute Wortwahl verfügen. Handelt es sich um eine russische Hochzeit in Deutschland, sollte er sowohl Russisch als auch Deutsch fließend beherrschen, nach Möglichkeit noch eine weitere Sprache.